Beitrag 9_Linacaustausch
Teil 7: Installation & Einmessung
Nachdem der Linearbeschleuniger geliefert und verpackt wurde, fanden vorerst Tischlerarbeiten und Arbeiten an der Elektroinstallation statt. Als diese weitgehend abgeschlossen waren, wurde es aus Sicht von uns Medizinphysikern wieder richtig spannend. Die endgültige Installation des Linearbeschleunigers fand statt. Was passiert dort eigentlich? Aufgestellt und „grob“ verkabelt wird der Beschleuniger durch die Speditionsfirma, welche diesen geliefert hat. Der Installateur macht anschließend die Feinarbeiten, wie Softwareinstallation und Feintuning der Maschine.
Für diese Arbeiten wurden etwa 2 Wochen benötigt. In dieser Zeit wurde die gesamte Software für die Steuerung des Linac installiert. Weiterhin hat der Installateur die Kalibrierung der einzelnen Komponenten des Systems durchgeführt, wie das OBI, Blenden, MLC und Tisch. Außerdem führte er erste Testmessungen durch, ob die Strahlführung und der Output der Maschine in Ordnung sind und alle Sicherheitsmechanismen greifen. Hier hat er dann noch einzelne Veränderungen zur Optimierung des Systems vorgenommen, damit der neue Linac mit unseren anderen Linacs als Tandemlösung genutzt werden kann. Im Tandembetrieb kann ein Patient bei Ausfall eines Linearbeschleunigers ohne eine Planumrechnung an einem der anderen Linacs bestrahlt werden.
Die Kalibrierung und Testmessungen geschahen mit diversen Messphantomen wie unserem Wasserphantom. Als dies alles fertig war, stand die Abnahmeprüfung (Acceptance) durch uns Physiker an. Zusammen mit dem Installateur haben wir eine Checkliste abgearbeitet. Hierbei wurden zum Beispiel für alle Energien Querprofile und Tiefendosiskurven aufgenommen und die Bildqualität des OBI-Systems geprüft. Dabei mussten bestimmte Toleranzgrenzen nach Vorgabe des Herstellers eingehalten werden. Es gab keinerlei Beanstandungen und die letzte Aufgabe für den Installateur war die Übergabe des Beschleunigers an den Service-Techniker, welcher auch unsere anderen Linacs betreut. Dieser ist nun für die Wartung und Reparaturen des Linearbeschleunigers zuständig.
Damit ist der Linearbeschleuniger von Herstellerseite in den Kundenbetrieb übergegangen.
Während der Installationsphase fand auch eine erste Abnahmeprüfung zum Strahlenschutz statt, welche erfolgreich bestanden wurde. Dabei wurde nachgemessen, ob der Bunker den Strahlenschutzanforderungen genügt. Diese Daten sind auch relevant, wenn der Genehmigungsantrag für den klinischen Betrieb beim Gewerbeaufsichtsamt gestellt wird.
Nachdem die Maschine jetzt sozusagen in unserer Hand ist, begann für uns Medizinphysiker die eigentliche Aufgabe: das Einmessen des Linearbeschleunigers, um die Basisdaten für das Bestrahlungsplanungssystem aufzunehmen. Diese werden benötigt, um später die Bestrahlungspläne für die Patienten zu erstellen. Hierzu haben wir uns Unterstützung von einer Firma geholt.
Nach Vorgabe der Bestrahlungssoftware wurden Daten für alle möglichen Energien, Feldgrößen und diverse Parameter gemessen. Diese werden in das Planungssystem importiert und als Basis für den Berechnungsalgorithmus verwendet, mit dem später für diesen Beschleuniger Bestrahlungspläne berechnet werden. Der letzte Schritt in diesem Verfahren war die Überprüfung der Daten. Es wurden diverse Pläne erstellt, abgestrahlt und dabei dosimetrisch überprüft, ob die Planung mit der Bestrahlung übereinstimmt. Hierbei gab es keine Differenzen.
Soweit so gut für diesen Blogteil. Die nächsten Aufgaben werden jetzt sein, dass das Raumüberwachungssystem, die Personenerkennungssoftware und das Patientenpositionierungssystem installiert werden. Außerdem muss noch der Genehmigungsantrag an die Behörde für den klinischen Betrieb gestellt werden und eine TÜV Prüfung erfolgen, damit der Linac in Betrieb gehen kann. Aber dazu mehr im nächsten Blogteil.
Ein Einblick in den Bestrahlungsraum beim Öffnen der mächtigen Strahlenschutztür. Hier sieht man wie breit diese ist, um die Strahlung nach außen hin abzuschirmen.