Medizinphysik-Blog
Umfrage zur Sachkundeausbildung von MPE in Deutschland
Der Arbeitskreises Junge Medizinphysik (AK jMP) hat in Rücksprache mit dem Vorstand der DGMP vom 05. April bis 05. Mai 2019 eine Umfrage zur Ausbildungssituation von Medizinphysik-Expertinnen und –Experten (MPE) während der Sachkundezeit durchgeführt. Ziel dieser Umfrage war es, neben den MPE in Ausbildung auch die Ausbilderinnen und Ausbilder zu erreichen, um ein umfassendes Bild der aktuellen Qualität der Ausbildung zu erhalten. Insgesamt haben sich an der Umfrage 254 Personen beteiligt. Aus diesen Ergebnissen sollen nachfolgend Rückschlüsse für die Weiterentwicklung der MPE-Ausbildung erarbeitet werden.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
Die Befragten in Ausbildung (bzw. die diese innerhalb der letzten fünf Jahre abgeschlossen haben) fühlten sich überwiegend gut auf die Tätigkeit als MPE durch die Sachkundeausbildung vorbereitet. Sie werden mehrheitlich durch fachkundiges Personal angeleitet und in die notwendigen Tätigkeiten eingewiesen. Die Auszubildenden bemängelten allerdings, dass es in den wenigsten Einrichtungen einen Leitfaden für die Ausbildung gäbe. Dieser wäre jedoch hilfreich um die Sachkundezeit stärker zu strukturieren. Auch wurden für weniger als die Hälfte der Auszubildenden Zeit für ein Selbststudium eingeräumt. Dennoch hatte der überwiegende Teil der Befragten die Möglichkeit zur Teilnahme an externen Weiterbildungen.
Es ist außerdem festzustellen, dass nicht an allen Ausbildungsstätten den Auszubildenden einen festen Ansprechpartnerin/Ansprechpartner bzw. Mentorin/Mentor zur Seite gestellt wird. Waren diese vorhanden, wurden deren Qualifikationen überwiegend mit „gut“ bis „sehr gut“ bewertet und ihre Hilfestellung als sachdienlich empfunden. Die Befragten sprachen sich mehrheitlich für eine regelmäßige Evaluierung der Ausbilderinnen und Ausbilder aus.
Während sich die Mehrheit der Befragten im Mittel nur ausreichend, bedingt durch unterschiedliche Schwerpunkte, durch das theoretische Studium auf die Sachkunde vorbereitet fühlte, wurde die Sachkundezeit überwiegend als eine gute Vorbereitung auf die spätere MPE-Tätigkeit eingeschätzt. Hier wurde allerdings, unabhängig vom Ort der Ausbildung (Uniklinik, private Praxis, etc.), ein sehr inhomogenes Bild der behandelten Inhalte sowie der Qualität der Vermittlung geschildert.
Seitens der Sachkundezeugnisse ausstellenden Ausbilderinnen und Ausbilder sind die Qualifikationen stark gestreut. Eine Eingangsvoraussetzung oder eine berufliche Erfahrung nach Fachkundeerwerb, die zur Ausbildung ermächtigt, gibt es nicht. Des Weiteren berichten die Ausbilderinnen und Ausbilder von sehr uneinheitlichen Vorbereitung auf die Ausbildungstätigkeit. Viele Ausbilderinnen und Ausbilder greifen hier auf ihren eigenen Erfahrungsschatz zurück. Die Ausbilderinnen und Ausbilder bemängeln ebenso wie die Auszubildenden, dass ihnen kein detaillierter Leitfaden für die Ausbildung in der Sachkundezeit (mit einem Curriculum) zur Verfügung steht, an dem sich sowohl Ausbilderinnen und Ausbilder als auch Auszubildende orientieren können. Hierfür wären Vorgaben einer zentralen Behörde wünschenswert. Immerhin zwei Drittel der Befragten Ausbilderinnen und Ausbilder befürworten zusätzlich eine zentrale Vergabe der Fachkunden.
Um eine Integrierbarkeit der Ausbildung neben den eigentlichen Tätigkeiten garantieren zu können, wünschen sich die Ausbilderinnen und Ausbilder einen besseren Personalschlüssel und eine für die Ausbildung vorgesehene Struktur im Arbeitsalltag. Zuletzt wurden die Fähigkeiten und Kenntnisse der Absolventinnen und Absolventen von Studiengängen mit integrierter Sachkundeausbildung im Vergleich zu MPE mit einer regulären Sachkundezeit verglichen. Hier wurden Unterschiede festgestellt und für jedes Modell sowohl Vor- als auch Nachteile benannt.
Festzuhalten ist, dass sich alle Befragten, MPE in Ausbildung sowie die Ausbilderinnen und Ausbilder, für bundesweit einheitliche Standards für die MPE-Ausbildung und eine zentrale Fachkundevergabe aussprechen. Hier kann die DGMP eine wichtige Rolle einnehmen und Empfehlungen für diese Standards erarbeiten.
Der vollständige Bericht kann auf der Homepage der DGMP abgerufen werden.
Veröffentlicht in Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für medizinische Physik e.V. („Grauen Seiten“) im Journal „Zeitschrift für Medizinische Physik“, 2019; 29(4): S. 299-388.